Dienstag, 4. März 2014

Frauenquote macht Aufsichtsräten zu schaffen

Aufsichtsrat: Weibliche CFOs werden heiß begehrt sein

Die Frauenquote kommt, doch noch immer fehlen knapp 100 Frauen in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen. Deutz-CFO Margarete Haase, selbst Mitglied in drei Aufsichtsräten, setzt auf die steigende Zahl weiblicher CFOs. Sie werden in den nächsten Jahren stark gefragt sein – und können davon nur profitieren.
Frauenquote macht Aufsichtsräten zu Schaffen
Die Zahl der weiblichen Aufsichtsräte steigt zwar - doch es fehlen immer noch fast 100 Frauen.
Den Dax160-Unternehmen läuft allmählich die Zeit davon: Noch immer fehlen der Kapitalseite fast 100 Frauen, um die von der Koalition beschlossene Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten umsetzen. Laut einer kürzlich veröffentlichten Kienbaum-Analyse sind in den deutschen Aufsichtsräten auf Kapitalseite erst 15,4 Prozent aller Mandatsträger weiblich.

Bis 2016 müssen die 77 betroffenen Unternehmen im Dax30, MDax, SDax und TecDax ihre Reihen im Aufsichtsrat mit Frauen auffüllen. Befürchtungen werden laut, dass gute Männer gehen müssen und durch Frauen ersetzt werden, die in der Not berufen und möglicherweise ungeeignet sind. Margarete Haase, CFO bei Deutz und selbst Mitglied in drei Aufsichtsräten, hält diese Sorge für unbegründet: „Es ist noch genug Zeit, und es gibt vor allem noch genug Frauen, die geeignet sind, um die Aufsichtsratsposten zu besetzen”, sagt sie.

Deutz-CFO Haase: Finanzexpertise wichtigste Qualifikation

Sieht man sich die Zahlen genauer an, so haben offenbar auch viele Unternehmen das Gefühl, es gäbe noch keinen Grund zur Eile: Erst acht von 30 Dax-Konzernen erfüllen die Quote. Im Durchschnitt beträgt die Quote erst 19,2 Prozent, damit fehlen insgesamt noch 30 Frauen. Noch problematischer ist die Lage bei den MDax-Unternehmen, wo erst zwei der 31 betroffenen Unternehmen in der Lage waren, die Quote zu erfüllen. Bis 2016 müssen diese Unternehmen noch 43 Frauen unterbringen - genau so viele Männer müssten die Aufsichtsräte bis dahin verlassen.

Noch niedriger ist die Frauenquote bislang bei den Unternehmen im SDax und TecDax. Während im SDax bei einer Quote von 10,9 Prozent noch 15 Frauen fehlen, sind es im TecDax noch elf Frauen. Doch gerade Unternehmen aus dem TecDax könnten Schwierigkeiten haben, geeignete Frauen zu finden. Die Technologiebranche tut sich bislang traditionsgemäß schwer mit Frauen, sei es in den Studiengängen oder in den Unternehmen. „Die Branche, aus der die Frauen kommen, ist nicht so wichtig”, kontert Haase. „Was zählt, ist die Finanzexpertise, die sie mitbringen.”

Weibliche CFOs werden eine wichtige Rolle spielen

Klar ist: Finanzexpertise ist nicht nur eine nützliche Qualifikation, sondern seit 2009 für Aufsichtsräte auch gesetzlich vorgeschrieben. Mindestens ein Finanzexperte muss laut Bilanzmodernisierungsgesetz im Aufsichtsrat sitzen. Und diese Finanzexperten, so ist sich Haase sicher, dürften zu einem großen Teil aus den Reihen der weiblichen CFOs kommen, die inzwischen immer öfter in Vorstände berufen werden. Weibliche CFOs mit ihrer Finanzexpertise und Führungserfahrung würden so begehrt sein, dass sie mehrere Aufsichtsratsmandate innehaben werden –  ein Dorn im Auge für all jene, die befürchten, dass durch die Frauenquote die Qualität der Aufsicht leiden könnte.

Haase, die im Aufsichtsrat von ZF, Fraport und ElringKlinger sitzt, kennt sowohl die Perspektive des Aufsichtsrats als auch des CFOs und findet: Beides befruchtet sich. Die Synergieeffekte, die durch mehrere Mandate entstehen, dürfe man nicht unterschätzen – für die Arbeit im Aufsichtsrat, aber auch für die Arbeit als CFO:„Als CFO profitiere ich sehr von den Erfahrungen, die ich in den verschiedenen Aufsichtsräten sammele. Je mehr Unternehmen ihre CFOs für Aufsichtsratsposten motivieren, desto besser – für die CFOs und die Unternehmen.”

1 Kommentar: