Montag, 15. September 2014

Schweiz: Bundesrätin Sommaruga will gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent

Börsenkotierte Firmen sollen eine Frauenquote von 30 Prozent in den Verwaltungsräten erfüllen, schlägt die Justizministerin vor. Die Wirtschaft pocht auf Freiwilligkeit.Der Anteil an Frauen in Verwaltungsräten liegt bei Schweizer Unternehmen mit lediglich 11,6 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt von 15,6 Prozent. Nachdem auf freiwilliger Basis diese Quote kaum verbessert worden ist, setzt Bundesrätin Simonetta Sommaruga nun auf eine staatliche Regulierung.


Bundesrätin Simonetta Sommaruga. 
(Bild: Keystone )

Im Zug der Aktienrechtsrevision schlägt das Bundesamt für Justiz aus ihrem Departement vor, eine Quote von 30 Prozent Frauen für die Verwaltungsräte von börsenkotierten Firmen gesetzlich zu verankern. Dies schreibt die «NZZ am Sonntag». Die Sozialdemokratin will den Unternehmen eine Übergangsfrist von mehr als zehn Jahren einräumen.

Sommaruga orientiert sich an den Vorgaben für die bundesnahen Betriebe wie Post und Swisscom. Diese müssen gemäss einem Bundesratsentscheid von 2013 schon bis 2020 eine 30-Prozent-Quote erreichen. Der Vorschlag aus dem Justizdepartement geht insgesamt aber weniger weit als die vergleichbaren Zielvorgaben in der EU. Auch die Übergangsfrist ist grosszügig angelegt: Brüssel strebt eine Frauenquote von 40 Prozent bis 2020 an.

Kritik aus der Wirtschaft
Trotzdem stösst Sommarugas Vorhaben beim Wirtschaftsdachverband auf Ablehnung. Zwar anerkennt Economiesuisse, dass mehr Frauen in den höchsten Gremien der Unternehmen wünschbar wären. Er will dies aber über freiwillige Massnahmen erreichen. Noch im September wird Economiesuisse laut dem Bericht seinen revidierten «Code of Best Practice» vorlegen, der als Richtschnur für gute Unternehmensführung gilt. Darin soll erstmals explizit die Frauenvertretung thematisiert werden. «Dem Verwaltungsrat sollen weibliche und männliche Mitglieder angehören», lautet die Formulierung.

Bisher wurden Vorstösse für eine Frauenquote in der Schweiz stets abgelehnt. Die bürgerliche Mehrheit argumentiert, fixe Quoten seien der falsche Weg, um Frauen zu fördern. Welches für das Unternehmen die besten Leute sind, soll das Unternehmen eigenverantwortlich und ohne staatliche Eingriffe regeln, sagt SVP-Nationalrätin Nadja Pierren.

Studien belegen, dass Firmen mit einem starken Frauenanteil an der Spitze wirtschaftlich erfolgreicher sind. Trotzdem: Ob Sommaruga ihr Anliegen gegen diesen Widerstand nur schon durch den Bundesrat bringt, ist offen.


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